Im Folgenden wurden im Workshop von Martin Herrndorf zehn Punkte, die für eine gute radverkehrspolitische Kampagne notwendig sind herausgearbeitet. Wie macht man eine richtige gute Radkampagne und was Unterscheidet sie von Anderen?

Im Workshop auf dem „Dreh deine Stadt“-Treffen am 7. Oktober in Wuppertal wurde eifrig diskutiert. Zuerst darüber, was eine Radkampagne ist, und was sie von anderen Kampagnen unterscheidet. So haben Kampagnen einen Anfang und ein Ende sowie ein spezifisches Anliegen, dass sie in die Öffentlichkeit tragen und für das sie Unterstützung organisieren. Das unterscheidet sie von klassischer Lobbyarbeit, bei der kontinuierlich und an einer Vielzahl von Themen gearbeitet wird.

Einig waren sich die Teilnehmer*innen darüber, dass Kampagnen ein geeignetes und wichtiges Mittel sind, um auf Radthemen aufmerksam zu machen und Veränderung
einzufordern. Diskussionen gab es darüber, ob und wie Radkampagnen sich von anderen politischen Kampagnen unterscheiden – wobei zum einen die grundsätzlichen Regeln für Aufmerksamkeit und politische Arbeit auch für Radkampagnen gelten, auf der anderen Seite Radpolitik aber durchaus eigene Dynamik und Anliegen hat. Offen blieb auch, ob Radkampagnen sich ein positives, konstruktives Ziel setzen sollten, wie die Einrichtung neuer Radspuren oder der Umbau von Kreuzungen, oder ob auch Kampagnen gegen etwas, zum Beispiel gegen Radunfälle oder schlechte Luft, sinnvoll und zielführend sind.

Als Ergebnis des Workshops wurden „10 Regeln für richtig gute Radkampagnen“ aufgestellt. Hier sind sowohl die Erfahrung beim Volksentscheid Fahrrad in Berlin als auch die aus
zahlreichen Kampagnen in anderen Städten eingeflossen.

1. Macht eure Forderungen und Ziele durch konkrete Aktionen vor Ort erlebbar. Beispiele wären die „Protected Bike Lane“-Aktionen in zahlreichen Städten, aber auch die Aufsstellung von Geisterrädern. Beide Aktionen bringen Menschen vor Ort.

2. Formuliert konkrete, messbare Ziele, die die gemeinsame Basis für die Akteure hinter der Kampagne sind (SMART-Ziele). Diese müssen gleichzeitig ambitioniert genug, aber noch von allen Akteuren tragbar sein.

3. Wählt einen griffigen Namen und formuliert klar und prägnant. Positiv genannt wurden #RingFrei, Volksentscheid Fahrrad.

4. Schätzt mögliche Kritik vorher ein und entwickelt Strategien und Argumente, wie man mit dieser umgeht. Falls die Abschätzung schwierig ist, sollte man die Kampagne in Gesprächen testen.

5. Plant eure Ressourcen realistisch. Dabei geht es um Personal – Planer, Macher und Interessierte –, um Zeit, Geld, und Know-How sowie Hilfen von außen.

6. Plant genügend Zeit und Raum für Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation mit der Zielgruppe und Vernetzung mit anderen Gruppierungen und Bündnispartner ein.

7. Legt eure Zielgruppen fest und plant Ansprache, Kanäle und Botschaft entsprechend.

8. Plant klare Phasen (Vorlauf/Planung, Beginn, Durchführung, Ende und Evaluation)

9. Beobachtet die Ergebnisse und Erfolge, bewertet diese kritisch und steuert eventuell nach.

Umstritten war, wie oben gesagt, die letzte Regeln – da es ja durchaus auch Radkampagnen geben könnte, die sich gegen etwas richten, ohne eine konkrete Lösung vorzuschlagen.
Trotzdem – hier die zehnte Regel:

10. Formuliert eine begeisternde Botschaft und schlagt positive, konstruktive Lösungen vor. Zeichnet ein positives Bild und illustriert diese (beides kann auch erst während der Kampagne erarbeitet werden).